Seit 2007 werden wir von DEMETER zertifiziert und kontrolliert. Es war für mich der konsequente nächste Schritt nach der Umstellung auf den ökologischen Anbau.
Inspiriert durch ein Buch des französischen Winzers Nicolas Joly über beseelten Wein, das mich in seinen Bann zog.
In 2018 durfte ich ihn übrigens auf seinem Weingut an der Loire besuchen und mit ihm diskutieren und Weine verkosten. Bereits in den 1920er Jahren, als die Landwirtschaft gerade in großem Stil anfing, synthetisch hergestellte Düngemittel einzusetzen, wendeten sich einige Landwirte, die besorgt über die Entwicklung waren, an Rudolf Steiner. Steiner, Begründer der Antroposophie, hielt dann im Jahr 1924 auf Gut Koberwitz bei Breslau acht Vorträge zum Thema “Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft”. Die Aufzeichnungen dieser Vorträge gibt es in Buchform und begründen die biodynamische Landwirtschaft. Die Lektüre der schwer zu lesenden Schrift bin ich mehrmals angegangen und habe sie mehrmals abgebrochen. Aber losgelassen hat sie mich nicht. Und so bin ich immer wieder ran an das Buch und habe so langsam einen Zugang zu den teils kruden Gedankengängen von Steiner bekommen. Verstanden habe ich noch lange nicht alles – aber mir wurde klar, dass es Phänomene gibt, die mit meinem Schul- und Universitätswissen nicht erklärbar waren und dennoch nicht von der Hand zu weisen sind.
Während wir im ökologischen Anbau, ähnlich der konventionellen Landwirtschaft, weiter gegen Krankheiten der Pflanzen kämpfen (nur mit anderen Mitteln), zeigt die Biodynamie hier eine andere Perspektive auf. Weg vom Kampf gegen etwas, hin zum Miteinander. Verstehen was zur Krankheit führt, Fehlentwicklungen unterbinden, bevor diese auswuchern, den Betrieb als komplexe Einheit erkennen, der eingebettet ist ein ein großes Ganzes, auf den Kräfte einwirken sollen aus dem Kosmos wie auch aus der Erde. Damit diese Kräfte wieder besser einwirken können, hat Steiner verschiedene Präparate entwickelt, die jeder einfach selbst herstellen kann. Die wichtigsten sind hier sicherlich das Hornkiesel 501 und der Hornmist 500.
Hornkiesel ist fein zerriebener Quarz, der im Kuhhorn über Sommer vergraben wird, dann in Wasser dynamisiert und schließlich fein verdüst auf die Blätter und Früchte gesprüht wird. Hornmist ist frischer Kuhdung, in Kuhhörner gefüllt und über Winter vergraben, dann ebenfalls in Wasser dynamisiert und grobtropfig im Frühjahr auf den Boden gesprüht wird. Daneben gibt es spezielle Helferlein für die Kompostwirtschaft, sowie Tees und Jauchen für die Pflanzen. All dies soll den Boden beleben und fruchtbar machen, soll ihn empfänglich machen für Kräfte aus dem Himmel, den Sternen und der Erde. Integriert das Stück Land in ein System und macht die Früchte dieses Bodens zu etwas besonderem.
Als ich das erste Mal ein Präparat ausgebracht habe, war dies ein echtes Aha-Erlebnis für mich. Nachdem ich es eine Stunde lang in Wasser gerührt habe, abwechselnd links und rechts rum, leicht belächelnd und nicht recht überzeugt davon. Dann habe ich es ausgebracht, denn das ist ja nun mal Vorschrift für einen Demeter Betrieb. Und da hat es KLICK gemacht. Es war das erste Mal für mich, dass ich das Gefühl hatte, ich bringe jetzt was gutes aus auf die Erde, ich kämpfe nicht gegen etwas, nicht gegen eine Krankheit, einen Erreger, einen Pilz> o.ä. sondern ich bringe etwas aus, das im wahrsten Sinne des Wortes etwas Gutes bewirkt. Und wenn ich von dem Mittel etwas abbekommen habe, war das angenehm. Das hat gut gerochen und sich gut angefühlt und war so gar nicht zu vergleichen mit den Pflanzenschutzmitteln, die man sonst so ausgebracht hat. Über die Jahre hat das nicht nur mich verändert sondern vor allem auch die Weinberge und die Reben und schließlich die Weine.
Wir verstehen sie nun als echte Naturprodukte, die ihren Standort und das Jahr repräsentieren. Geschenke der Natur, denen wir maximalen Freiram gewähren – im Weinberg wie im Keller. Wir sind versucht, die Frucht der Reben 1:1 im Glas wider zu spiegeln, in dem ich mich zurück nehme und die Natur machen lasse. So verstehen wir “Weine reinster Seele”.